Alexandra Kui – Solange es hell ist

Alexandra Kui – Solange es hell ist

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Wunderschöner Roadtrip durch Dänemark

Kennt ihr „Mädchenmeute“ von Kirsten Fuchs? Das war 2015 mein Jahreshighlight im Bereich Jugendbuch. Ein Buch, das sehr erwachsen herüberkommt. Damals habe ich einem Youtube-Video meine ganze Lobhudelei losgelassen. Und ich kann bis heute nur wärmstens dieses Buch empfehlen. Ein Buch, in dem ein Mädchen versucht, aus dem ganzen Schlamassel einen Weg zu finden. Zudem ein Roadtrip durch Deutschland mit Übernachtungen im Wald inklusive. Lange habe ich nach einem weiteren Buch gesucht, dass mir dieses einzigartige Gefühl gibt: ein erwachsenes Jugendbuch ohne Kitsch und ohne Träumerei. Einfach nur die pure Realität. So wie es auch hätte vorkommen können. Letztes Jahr kam dann Anne Freytags „Den Mund voll ungesagter Dinge“ heraus und auch das eroberte mein Herz im Sturm. Wieder hatte ich dieses Gefühl. Und heute habe ich erneut dieses „Gefühl“. Bei Alexandra Kuis „Solange es hell ist“. Doch warum dieses Buch jetzt?

Die fünfzehnjährige Mika sieht älter aus als sie ist. Und das nutzt sie auch aus: zusammen mit ihrer kleinen Schwester und Bruder begibt sie sich auf einen Roadtrip nach Dänemark. Denn dort steht der Leuchtturm, den ihre Mutter immer zeichnet. So kennen auch die Geschwister den Turm in und auswendig. Doch wo er in Dänemark steht, das ist hier die Frage. Mika beginnt, jeden Leuchtturm Dänemarks zu besuchen. Einer muss es doch wohl sein. Und im Gepäck die zwei kleinen Geschwister, keine Kohle und viele traurige Erinnerungen.

Alexandra Kui – Solange es hell ist

Die Geschichte des Buches ist schwer zu beschreiben. Schnell können hier Spoiler verraten werden. Es ist aber Fakt, dass Mika viel Leid zu ertragen hatte. Sie hat nun einmal eine Mutter, die sich nicht so sehr um die Kinder kümmert. Die Mutter lebt in ihrer eigenen Welt. Und Mika ist dabei eher der Mutterersatz für die zwei kleinen Geschwister. Aber sie tut es und lässt sie nie alleine. Denn Mika kämpft für die Familie. Dabei kommt sie manchmal sehr hart und sehr sarkastisch (was tolle Zitate mit sich bringt!) herüber. Es passt zu ihr. Sie weiß für ihr Alter genau, wie das Leben läuft. Und verliert dabei nicht das Ziel aus den Augen.

Das große Ziel des Buches ist nun einmal die Leuchtturmsuche. Warum man diesen nicht über das Internet googelt, sondern jeden einzelnen Turm besuchen möchte, wird im Buch erklärt und tut hier auch nichts zur Sache. Die drei Geschwister stellen dabei so einigen Blödsinn an: Einbrüche in Ferienhäuser, Schwarzfahrerei, Diebstahl. Und trotzdem leidet man mit Mika durchweg mit. Sie hat ein hartes Schicksal und kämpft nun für den Zusammenhalt unter den Geschwistern. Denn auch die elfjährige Penny hat schon so ihren eigenen Kopf. Das bringt immer wieder Reibereien in das Trio. Aber Familie ist Familie.

Die Reise an sich ist schön beschrieben und man möchte sofort an die Küste Dänemarks. Auch der Trip an sich könnte wirklich so passiert sein. Es passieren keine Wunder, keine übergroßen Dramen. Das Leben selbst schreibt die besten Dramen. Und Mika lernt einige Menschen unterwegs kennen. Einige erobern ihr Herz in Sturm, einige so gar nicht. Aber letztendlich dienen diese Menschen immer dem Mittel zum heimlichen Zweck: wo steht dieser verdammte Leuchtturm?

Geschrieben wurde dieses Buch aus der Sicht von Mika. Da kommt der große Schuss Sarkasmus richtig zur Geltung. Mika kann eben nicht anders. Sie sieht alles trüb. Richtig trüb. Dabei versinkt sie aber nie gänzlich in Selbstmitleid. Denn das Leben geht weiter und der Leuchtturm muss gefunden werden. Hinfallen. Aufstehen. Weitergehen. That’s it.

Der Grundtenor des Buches ist sehr traurig. Das lässt sich bei Mikas Vergangenheit kaum anders darbringen. Aber es gibt dem Leser auch dieses Gefühl: trotz Drama wird alles gut. Irgendwie. Und vielleicht auch ganz anders als gedacht oder geplant. Man muss einfach nur weiterleben. Und die kleinen Dinge genießen. Somit ist es ein doch sehr positives Buch mit viel Traurigkeit.

Ihr merkt es schon: ich Lobhudel wieder über ein Buch. Eigentlich kann ich gar nicht so viel dazu schreiben. Und möchte es eigentlich auch nicht mit einem anderen Buch vergleichen. Aber dieses Gefühl. Dieses GEFÜHL.

Ein Gefühl von Traurigkeit und positiver Lebenseinstellung. Das sollte man sich merken. Das Leben geht weiter. Trotz all der Dramen.


Alexandra Kui – Solange es hell ist

Cbj Verlag

316 Seiten

5 Sterne

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