Dacia Maraini – Drei Frauen

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Drei Frauen halt

Letztes Jahr auf der Leipziger Buchmesse war ich schwer angetan von diesem Buch angetan. Ich hatte ja eher die Vermutung, dass es ein besseres „Der Zopf“ werden würde. Da mir dieser viel zu einfach gestrickt war, aber auch von drei Frauen handelte. Wurde ich hier in meiner Vermutung bestätigt?

In dem Buch dreht sich alles um die Familie. Großmutter Gesuina, Mutter Maria und deren Tochter Lori. Sie leben zu dritt in einer Wohnung. Und wissen doch nicht so genau, was den jeweils anderen so umtreibt. Und so kommt es zu Geheimnissen, Liebe und Trennung und doch irgendwie auch um Zusammenhalt zwischen den dreien. Denn als ein Mann in deren Leben tritt, wird so einiges durcheinandergewirbelt….

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Ach was soll ich nur schreiben? Es ist mal wieder ein doch enttäuschender Roman für mich. Der Funke ist nicht zu mir übergesprungen.

Erzählt wird diese Geschichte in Tagebuchform. Kurze Einträge beschreiben den zeitlichen Raum von einem Jahr. Die Einträge selbst setzen sich aus den unterschiedlichen Ansichten der drei Frauen zusammen. Mal erzählt Lori, mal Gesuina und ganz wenig Maria. Erkenntlich wird dies immer nur auf dem zweiten Blick. Denn es folgt keine Überschrift, wer gerade an der Reihe der Erzählung ist.

Lori, die Tochter, ist komplett in der Teenagerzeit angekommen. Sie ist eigentlich gegen alles was Mutter und Oma so denken und tun. Und mit der Liebe nimmt sie es auch nicht so genau. Doch trotz allem, so richtig loslassen kann sie die Familie auch nicht. Auch, als sie ihre Mutter ziemlich enttäuscht.

Die Mutter Maria kommt kaum zu Wort in dem Buch. Meist erfährt man von ihrem Handeln durch die anderen Beiden. Maria, eine Übersetzerin, lernt endlich einen tollen Mann kennen. Und dieser nimmt sie auf Reisen. So kommt sie endlich mal raus aus dem heimischen Büro und weg von den Sorgen der Familie. Doch dass Francois nicht ganz so der Traummann ist, kann sie schwer begreifen.

Gesuina, die Großmutter, sieht den Schicksalen der Tochter und Enkelin zu. Abgeklärt erzählt sie ihre Sicht der Dinge. Und versucht doch zwischen den beiden zu vermitteln.

Im Endeffekt sind alle voneinander genervt. Jeder hat etwas gegen jeden. Und da fragt man sich schon, warum diese drei überhaupt zusammenwohnen. Bis auf diese Geschichte mit dem Mann passiert auch nicht wirklich etwas. Viel ist vorhersehbar, da viele Klischees (pubertierende Tochter, gelassene Oma) zutreffen.

Eigentlich klingt dies rückwirkend nach einer guten Story. Leider kann ich mit Tagebucheinträgen wenig anfangen. Diese zeitliche Stückelung plus die drei verschiedenen Erzählstränge lassen keine Bindung zwischen dem Leser und dem Buch zu. Alle drei erzählen eher emotionslos die Ereignisse. Das ist wirklich Schade, denn hier wurde doch das Potenzial verschenkt. Es wirkt trostlos.

Trotzdem ist es jetzt keine pure Enttäuschung. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass einige dieses Buch mögen. Für mich war es okay. Ein Favorit sieht aber anders aus.


Dacia Maraini – Drei Frauen

Folio Verlag

182 Seiten

3 Sterne

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