Familiengeheimnisse
Schon lange hatte ich kein Buch mehr gelesen, dass mich so fesselte. Und das mit einer Einfachheit überzeugte, was eigentlich kaum noch möglich erscheint in der heutigen Zeit voller Action und Drama. Doch wovon rede ich hier überhaupt?
Das Buch dreht sich um Marielle. Noch nie hat sie sich gut mit ihrer Mutter verstanden. Doch ein Jahr nach dem Tod der Mutter Franka erhält Marielle eine Kiste voller Tagebücher ihrer Mutter. Aus dem Jahr 1944, als Franka den Sommer auf einem Landgut in der Toskana verbrachte. Doch was passierte damals überhaupt, dass Franka immer wieder bis zu ihrem Tod in die Toskana zurückkehrte? Marielle und Frankas Leben sind doch enger miteinander verbunden, als Marielle es für möglich gehalten hätte….
Wie eingangs schon erwähnt: mit hat das Buch wahnsinnig gefesselt. Es lies sich flüssig lesen. Die drei Zeitebenen von Franka und zweimal zu Marielle (mit einem Jahr Unterschied) scheinen anfangs verwirrend, vor allem da bei Marielle ja kaum Zeit zwischen dem Jahr liegt. Es hat aber seine Berechtigung.
Marielle ist eine starke Frau, die ihren Weg geht. Sehr unabhängig ihrer Mutter. Oder ihrer Adoptivmutter, wie es immer hieß. Trotzdem bleibt sie bei ihr und verbringt die letzten Tage mit ihr in der Toskana. Dort findet sie auch zurück zu sich selbst. Denn darum geht es auch in dem Buch: sich selbst zu finden. Wo komme ich her? Was mache ich aus meinem Leben? Ist die Familie überhaupt wichtig in meinem Leben?
Auch Franka entführt den Leser in ein Kriegsjahr in Italien. Wo Not und Leid herrschen und Franka trotzdem hilft, auch wenn es ihr lange selbst nicht so klar ist. Im Endeffekt handelt sie genau wie Marielle es tun würde. Da sind sich beide Charaktere ziemlich gleich. Und doch haben beide unterschiedliche Schicksale und Leben.
Einen kleinen Kritikpunkt gibt es dann aber doch: vieles ist sehr vorhersehbar. Nach den ersten Seiten konnte ich mir schon gut denken, worauf alles hinausläuft. Aber das war es Wert. Es störte absolut nicht bei dieser Geschichte. Lasst euch bitte nicht davon abschrecken!!! Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass dieses Buch der pure Kitsch wäre. Das stimmt nicht. Es ist eine grundsolide Story, die sich lohnt, gelesen zu werden.
Es ist ein liebevolles Buch mit Blick auf die Familie und den Zusammenhalt. Absolute Leseempfehlung.
4,5 Sterne
Beate Teresa Hanika – Vom Ende eines langen Sommers
Btb Verlag
317 Seiten