Robin Sloan – Der zauberhafte Sauerteig der Lois Clary

Robin Sloan – Der zauberhafte Sauerteig der Lois Clary

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Brotbacken deluxe

Früher, wo ich noch kleiner war, hatte Mutti den Hermann. Das war ein Teig, der fortwährend im Kühlschrank wohnte. Jede Woche wurde ein Stück vom Hermann entfernt und daraus ein Kuchen gebacken. Der eigentlich Hermannteig wurde wieder angereichert und quoll wieder für eine Woche. Das ging so eine ganze Zeit lang – bis wir diesen Teig nicht mehr wollten. Mittlerweile schmeckte jeder Kuchen gleich, was ja immer am gleichen Teig lag. So ähnlich verhält es sich auch mit dem Sauerteig. Gerade heute hörte ich zufällig in einem Podcast mit den Vorzügen zum Sauerteig und die daraus entstehenden Brote.

Im Endeffekt ist dies auch die Geschichte des Buches: ein Sauerteig. Auf etwas mysteriöse Weise gelangt der Ansatz des Teiges in die Hände der Programmiererin Lois Clary. Mit viel Liebe und Geduld reichert sie den Teig an und backt daraus die besten Sauerteigbrote. Das hat natürlich Folgen: einen Stand auf einem neu gegründeten Verkaufsmarkt. Hierfür verbindet sie ihre zwei Leidenschaften: backen und programmieren. Denn eigentlich könnte ja auch ein Roboterarm das backen übernehmen, oder? Wenn das doch nicht so schwierig wäre….

Robin Sloan – Der zauberhafte Sauerteig der Lois Clary

Schon mit dem Buch „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ machte sich der Autor Sloan einen Namen damit, eine alte Sache (da Bücher/ hier Backen) mit der neuen Welt (da Google-Datenbanken / hier Roboter programmieren) zu verbinden. Und wieder hat er beide Welten einfach so und nebenbei zusammengebracht. Welche Schlüsse man daraus zieht, muss der Leser dann selbst entscheiden. Aber es kommt immer ein kurzweiliges und amüsantes Buch heraus.

Lois ist eine eigenbrötlerische Programmiererin, die sich als zugezogene kaum auskennt in San Francisco. Als ihr der Sauerteig übergeben wurde, muss sie auf einmal ihre bis dato unbenutzte Küche einweihen. Und findet dabei Zugang zu einer ihr völlig unbekannten Welt: des Backens. Man merkt, dass sie zwar gern programmiert, aber der Reiz und Antrieb darin fehlt. Somit kommt das Unbekannte wie gelegen für sie.

Und der Leser begleitet sie dabei auf allen Wegen. Man leidet mit, man lacht mit über die komischen Situationen, in die sie fällt. Es ist sozusagen ein Wohlfühlbuch. Eckt nicht an, das Drama hält sich in Grenzen. Das muss hier noch nicht einmal negativ sein: es passt zum Buch und zu der Thematik. Es muss auch nicht immer ein Buch voller Herzschmerz, Drama oder Spannung sein.

Leider hatte dadurch doch oft das Gefühl, dass der gewisse roten Faden hier fehlt. Lange wusste ich nicht, worauf die Geschichte hinaus will. Lois erzählt einfach ihre Erlebnisse. Natürlich passiert dann doch noch etwas gegen Ende für ein wenig Spannungsaufbau. Diese Aussichtslosigkeit aus Sicht des Lesers birgt auch keine Langeweile. Kritik auf hohem Niveau.

Es ist somit ein unterhaltsames kleines Buch, was durchaus amüsant daherkommt. Und es macht Lust, selbst einen Sauerteig anzusetzen. Laut Wikipedia ist der Hermann die süße Variante des Sauerteigs. Passt also.


4,5 Sterne

Robin Sloan – Der zauberhafte Sauerteig der Lois Clary

Blessing Verlag

272 Seiten

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