Am Lebensende
Kennt ihr das? Man schaut vor allem an Geburtstagen auf sein bisheriges Leben zurück. Was war wundervoll? Was totaler Mist? Doch irgendwie mag man auch das Leben. Mit all seinen Dramen und Macken. Doch was ist, wenn man nicht mehr leben will? Was treibt einen Menschen in den Suizid?
In dem Buch dreht sich alles um das Leben von Gerold Ebner. Der Österreicher, mittleren Alters, steht an der Felskannte. Doch bevor er in den garantierten Tod fällt, reflektiert er sich selbst. Und bittet beim Leser um Verständnis.
Und tatsächlich fällt es dem Leser schwer, etwas Gutes im Leben des Gerold Ebners zu sehen, so dass er doch bitte weiterleben sollte. Ob er tatsächlich fällt, wird hier nicht gespoilert. Aber Gerold hat durchaus seine Gründe. Er ist ein ruhiger und vereinsamter Mann. Teils gewollt einsam, teils durch Taten einsam. Denn er ist sich seinen Lieben gegenüber stets bewusst und tut wirklich alles für sie. Selbst Totschlag.
Doch kann man mit einem getätigten Mord aus Gründen weiterleben? Gerold verarbeitet dies, doch die nächste Hürde kommt schon auf ihn zu. Im Endeffekt lebt er sehr verzweifelt und nachdenklich. Er kann nur den Kopf schütteln, warum ausgerechnet ihm all dies passieren musste.
Der Autor beschreibt das Leben von Gerold aus der Sicht des Protagonisten. Das gewinnt natürlich viel Nähe zum Leser. Man hat das Gefühl, dass man Gerold kennt. Ihm schon einmal über den Weg gelaufen sei. Und doch schwingt immer wieder der leichte Zweifel mit, ob dies hätte so passieren können. Denn Gerold passiert schon einiges schreckliches in den Jahren. Aber so ist das Leben. Manchmal hart und ungerecht.
Es ist ein Buch, was doch sehr psychologisch wirkt. Die Frage und Angst nach Einsamkeit schwellt durchweg mit. Ist man wirklich allein mit seinen Problemen? Gibt es absolut niemanden auf der Welt, den man sich anvertrauen kann?
Im Endeffekt muss jeder Leser selbst entscheiden, ober er mit dem Protagonisten etwas anfangen kann oder nicht. Erwartet keine große Action. Es ist ein Roman der Stille, Einsamkeit und Selbstreflektion eines Lebens. Gut beschrieben und in Erinnerung des Lesers bleibend.
Die Erlebnisse von Gerold möchte ich selbst nicht erleben. Und ich wünsche dieses Paket auch keinem anderen auf der Welt. Punkt.
4 Sterne
Hans Platzgumer – Am Rand
Btb Verlag
207 Seiten