Eva Meijer – Das Vogelhaus

Eva Meijer – Das Vogelhaus

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Viele Vögel, wenig Substanz

Früher hatte mein Vater eine große Voliere im Garten. Erst waren da Fasane und Papageien drin. Später wurde es ein Heim für Wellensittiche, die im Ort keiner mehr haben wollte. Und irgendwie waren da immer Vögel drin, und sei es nur das Winterquartier der Hühner. Ihr seht, ich kenne Vögel nicht nur vom Vogelhaus vor dem Küchenfenster. Aber in der Wohnung hielten wir uns nie die Vögel. Daher kann ich mir schwer vorstellen, wie es bei Frau Howard aus dem Buch zugehen musste.

Denn Len Howard liebt Vögel. Geflüchtet von der Großstadt London zieht sie in ein einsames Haus am Rande eines Dorfes. Fasziniert von den Vögeln war sie schon immer. Aber hier beginnt sie mit ihnen zu leben. Und für sie zu kämpfen. Und schreibt Studien über das Verhalten der Vögel.

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Und irgendwie fällt mir auch nicht mehr ein zu der Buchbeschreibung. Es passiert einfach nichts. Es ist ein Buch über das Leben von Len Howard, einer Vogelkundlerin. Sie hat tatsächlich gelebt und die Autorin hat aus der Biografie einen Roman gestrickt. Leider ist das Leben weit weniger interessant als das der Vogelstudien. Von daher ist der Plot schnell erklärt: Len leidet sich durch das Leben, schwierige Kindheit mit Alkoholsüchtiger Mutter. Flucht nach London zum Orchester. Und irgendwann reicht es ihr, und sie zieht in die Stille und Abgeschiedenheit der Natur.

Natürlich versucht die Autorin, Plot Twists und Spannungen aufzubauen. Aber eine verjährte Liebe und der Kampf gegen den Verkauf des Hauses werden dann doch eher lieblos abgehakt. Manchmal hatte man dann doch das Gefühl, dass die Autorin an die Grenzen ihrer Recherche stieß und einfach nicht mehr weiterwusste. Und lieber die Taten sang und klanglos vergaß als diese zu einem schlüssigen Ende zu führen.

Aber auch eine Vogelstudie kommt hier in dem Buch häufig zu Wort. Zwischen den Kapiteln findet man immer wieder die Erlebnisse zwischen Sternchen und Len. Erzählerisch und verspielt werden die Aktivitäten dargestellt. Ob dies nun reale Studien von Len Howard sind oder nur erfunden durch Autorin Meijer hat sich mir nicht erschlossen. Natürlich verschwimmt in diesem Erzählstil die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Aber wenn im Anhang Fotos von den Vögeln abgedruckt wurden, sollte man doch irgendwo im Buch auf die originalen Geschehnisse der Vogelstudien hinweisen.

Es ist und bleibt ein Buch, was ich gerne mögen möchte, da Len Howard mit ihrer Sehnsucht nach Stille, Einsamkeit und Selbstbestimmtheit sehr sympathisch erscheint. Leider schafft es die Autorin nicht, die Spannung und die Person Howard auf den Leser zu übertragen.

Und trotzdem muss ich sagen, dass ich das Verhalten der Vögel schon faszinierte. Wie bei meinen Eltern. Da klopfen jeden Winter ein paar Meisen immer am Küchenfenster. Sie haben keine Scheu mehr. Vielleicht sind das auch immer die gleichen Meisen. So wie Sternchen bei Frau Howard.


3 Sterne

Btb Verlag

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