Das finale Ende
Im Frühjahr 2015 stand ich in einer lokalen Buchhandlung und wollte ein Buch kaufen. Auf der Leipziger Buchmesse wurde ich einfach nicht fündig. Und irgendwie hingen meine Augen nun an der „Die Tuchvilla“ von Anne Jacobs fest. Lesen tat ich es trotzdem nicht gleich. Sondern erst, als Ende 2015 der zweite Teil der Tuchvilla-Saga herauskam. Und beide Bücher fand ich klasse. Zwar sehr einfach gehalten, aber schön. Der dritte und letzte Teil kam dann Ende 2016 heraus. Aber wie es so oft ist: man zögert das Ende künstlich hinaus. Man möchte dann doch nicht, dass die Reihe ein Ende findet. Aber nun habe ich mich getraut: ich habe das Ende gelesen.
Im dritten Teil geht es um die weitere Erzählung rund um die Tuchvilla nach dem ersten Weltkrieg. Paul ist wieder zurück bei der Familie, die Gesellschaft fängt wieder an zu blühen und die Kinder werden größer. Doch in den Erziehungsfragen sind sich Paul und Marie nicht einig. Bis letztendlich Marie auch noch aus der Tuchvilla auszieht. Und sich immer mehr ihrem Modegeschäft kümmert. Werden die beiden jemals wieder zusammenfinden?
Ich muss ja zugeben, dass der Inhalt des dritten Teils kein Hingucker ist. Im Endeffekt brauchte die Autorin einfach einen Aufhänger für das Buch. Denn dieser lange Ehestreit zieht sich hin ohne Ende. Aber ohne diesen Streit wäre auch das Buch sinnlos. Denn viel passieren tut hier wirklich nichts. Es wurde hier nur künstlich in die Länge gezogen. Im ersten Teil war noch vieles neu mit einer gelungenen Hintergrundstory. Im zweiten Teil dreht sich alles um die Wirren des ersten Weltkrieges. Tja, und im dritten Teil war dann schon alles durch. Und so musste die Mutter von Paul einen völligen Charakterwandel erleiden, um wenigstens eine Person als Antagonist dastehen lassen zu können. Der Wandel ist unverständlich, wie auch einige Charakterzüge von Paul. Ich weiß nicht, ob ich diese Züge in den ersten Teilen überlesen habe. Wahrscheinlich handelt es hier wirklich um Charakterwandel der Story Willen.
Abgesehen davon, dass im Grunde nichts passiert, ist das Buch trotzdem schön zu lesen. Natürlich ist es sehr einfach gehalten und geschrieben. Aber dieses Setting. Das ist auch der Grund, warum ich die Tuchvilla Reihe so mag. Es ist immer wieder schön, dorthin zurückzukehren. Natürlich sind an einigen Punkten zu viele Charaktere im Spiel und es kommen auch zu viele Stränge in dem Buch unter. Aber schon alleine die Tuchvilla mit der Herrschaft und Bediensteten, nebenan die kleine Gärtnerei und die große Tuchfabrik geben ein wundervolles Zusammenspiel ab. Reist zur Tuchvilla. Aber sofort!!!
Im Endeffekt kann ich das Buch durchaus empfehlen, wenn man die ersten beiden Bücher schon gelesen hat. Ansonsten macht der dritte Teil auch keinen wirklichen Sinn, da alle Charaktere schon ein bekanntes Vorleben haben. Wer auf das Setting der Tuchvilla steht, wird sicherlich auch hier nicht enttäuscht werden. Nur von der Story sollte man nicht allzu viel erwarten.
Mittlerweile habe ich das Buch durch. Und sehne mich tatsächlich dem Setting hinterher. Manchmal ertappe ich mich dabei, beim Anblick alter Villen an die Tuchvilla zu denken. Einfach so.
Anne Jacobs – Das Erbe der Tuchvilla
Blanvalet
670 Seiten
3 Sterne