D A S Epos
Lange stand dieses Buch auf meiner Wunschliste. Irgendwann habe ich mir das Buch zugelegt. Und Anfang diesen Jahres schloss ich mit meinem Schatzi eine Wette ab: ob ich dieses Buch in 2018 schaffe zu lesen? Wie man wahrscheinlich merkt, habe ich es geschafft: von Januar bis Juli las ich in regelmäßigen und unregelmäßigen Abständen das Buch. Manchmal war es spannend. Manchmal langweilig. Aber ich habe fertig:
In dem Buch dreht sich alles um Jean Valjean. Kaum nach langer Haft aus dem Gefängnis entlassen, fängt er wieder an zu stehlen. Aber das Opfer, ein alter Bischof, verzeiht Jean und lässt ihn bei sich wohnen. Jean Valjean beschließt daraufhin, sein Leben zu ändern. Er unterstützt Arme und Entrechtete. Doch auch eine neue Identität kann ihn nicht vor seiner schwarzen Vergangenheit beschützen. Zusammen mit seiner Ziehtochter Cosette lebt er ein Leben im Schatten von Paris – immer mit der Gefahr der Aufspürung durch den Polizeiinspektor im Nacken…
Wow!!! Was für ein Buch!!! Geschlagene 1335 sehr dünne und sehr eng bedruckte Seiten musste ich für dieses Epos lesen. Und es hat sich gelohnt. Wobei man fairerweise auch sagen muss, dass man locker mit weit weniger Seiten für die Geschichte ausgekommen wäre. Denn Victor Hugo erzählt sehr ausführlich. Immer wieder schweift er ab um Hintergründe (wie z.B. die Kanalisation von Paris oder die Straßensprache oder sonstige Missstände) zu erklären oder Geschichten von Nebenfiguren zu erzählen. Da kann es auch gut vorkommen, dass der eigentlich Plott für 50 Seiten pausiert. Einfach, weil immer alles sehr detailreich erklärt wird. Das ist bei der Länge des Buches durchaus vorhersehbar, aber trotzdem hier erwähnenswert.
Die Hauptfigur Jean Valjean ist stark und durch das Buch lernt man diese Person sehr genau kennen. Im Endeffekt ist er ein großes Vorbild. Er lebt für die Armen. Er kann verzeihen. Er ist nicht nachtragend. Er macht keine krummen Geschäfte. Er kann sogar seinem Erzfeind nichts antun. So konsequent er mit selbst ist, ist er es bei Cosette schon weitaus weniger. Sie wird durchaus verhätschelt. Aber Jean sieht sie als sein ein und alles an. Der große Schwachpunkt in seinem Leben. Als dann Cosette sich für andere Männer interessiert, kann auch Jean schwer seine Eifersucht im Zaun halten. Über seine Tugenden kann er sich trotzdem nicht widersetzen.
Neben Jean und Cosette reihen sich noch viele weitere Charaktere in die Geschichte ein. Immer wieder tauchen sie auf und nehmen Einfluss auf Jean und Cosette. Mal absichtlich, mal unabsichtlich. Es ist ein großes Geflecht an Namen und Beziehungen, die an manchen Punkten kaum auseinanderzuhalten sind. Aber der rote Faden zieht sich durch das Buch: das Leben von Jean Valjean. Auch wenn dabei über 100 Seiten andere Charaktere (wie z.B. Marius) die Hauptrolle spielen.
Was bleibt nun von diesem Epos übrig? Es war ein Abbild der damaligen Zeit im 19. Jahrhundert in Frankreich. Aber im Bezug auf die Armut hat sich bis heute nichts geändert: die Armen bleiben arm, die Reichen werden reicher. In dem Buch wird ausführlich das Leben der Armen, der Elenden beschrieben. Und genau wie Jean Valjean können wir hilfebedürftigen helfen. Einfach so. Ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Das ist unsagbar schwer, das gebe ich zu. Aber Jean Valjean macht es vor. Es geht. Einfach tun.
Zusammenfassend ist es ein Meisterwerk an Geschichten, Fakten, Personen, Hintergründe und soziale Bedürfnisse. Unbedingt lesen (und durchhalten!!!). So viel Menschlichkeit wie sie Jean Valjean hat, muss man einfach erlesen.
Victor Hugo – Les Misérables – Die Elenden
Anaconda Verlag
1335 Seiten
5 Sterne