Am 05. Mai 2018 war es endlich soweit: die 7 Seen Wanderungen in der Nähe von Leipzig standen vor der Tür.
Wie bereits erwähnt, wählte ich bei meiner Anmeldung im Januar die 32 km Strecke, die Sonnenaufgangstour. Das heißt natürlich auch früh aufstehen. Das mag ich nicht. Das habe ich schon in der Woche. Im Endeffekt habe ich nur 3 Stunden geschlafen, dann klingelte der Wecker gegen 1:45 Uhr. Die nächtliche Autofahrt nach Espenhain (ca. 1 Stunde) verlief bis auf ein kurzes Treffen mit zwei Wildschweinen recht unspektakulär.
In Espenhain kamen auch schon die ersten Stirnlampen entgegengelaufen. Das waren die, die 100km bewältigten. Da läuft man auch durch die Nacht hindurch. Schnell wurden mir meine Startunterlagen überreicht. Die viel umworbene App zur Wanderung konnte ich von Anfang an nicht nutzen: Der QR-Code an der Stempelstelle ließ sich absolut nicht einscannen. So war das tracken der Strecke über die App nicht möglich. So erging es im übrigen vielen Wanderern.
Leider war der Startpunkt echt ein wenig unorganisiert. Abgesehen davon, dass kaum Licht vorhanden war (es war ja noch dunkel) war die Stempelstelle ein Graus. Die Ausgabestelle für die Starter (z.B. ich) und die Stempelstelle für die längeren Strecken (also für die, die schon einige Kilometer hinter sich hatten) hatten die gleiche Warteschlange. Nun kam gegen 4:15Uhr der sehr volle Shuttlebus aus Markkleeberg an. Die Schlange der Starter und der nur stempelnden wurde immer größer. Ich hoffe, die nur zu Stempelnden hatten in Espenhain keinen allzu großen Zeitverlust.
Ich weiß nicht, wann sich die Schlange wieder normalisiert hatte – ich bin gegen 4:26Uhr einfach losgelaufen. Es gab ja eh keinen erkenntlichen Sammelpunkt für die Starter der Sonnenaufgangstour. So bin ich einfach mit meiner Stirnlampe losgelaufen.
Das Laufen an sich war okay. Anfangs war ich für meine Verhältnisse recht schnell unterwegs. Die erste Stunde war so gut wie alles nur Asphalt. Aber das änderte sich dann auch mit Wald- und Feldwegen. Und für den Sonnenaufgang hatte man eine besonders schöne Sicht auf die Weite. Gut kalkuliert würde ich mal sagen. Nach 9km kam die erste Stempelstelle Thierbach mit Lagerfeuer und organisierter Trennung der Stempelstelle und Starter. Trotz des Flairs blieb ich nur für eine halbe Banane stehen und lief weiter. Ich war gut im Flow und wollte bis zur nächsten Stempelstelle (bei 15km durchhalten). Man merkte, dass in Thierbach wieder einige Wanderungen anfingen. Es war größtenteils wirklich eine Volkswanderung.
Halbzeit war dann am Bockwitzer See. Sehr idyllisch und sehr sehenswert. Gewässer gehen halt immer bei mir. Nach der Pause ging es einmal rund um den See. Bei Kilometer 22 war schon die nächste Stempelstelle: an der Bockwindmühle. Mit einer älteren Dame, die auf dem Akkordeon spielte. Irgendwie war das der Sammelpunkt aller Touren. Überall lagen die Wanderer im Gras, begutachteten die Blasen oder aßen den leckeren Kuchen.
Danach ging es leider nicht mehr ganz so gut für mich weiter. Einen langen und sehr geraden Waldweg kann ich nicht leiden. Und dann noch die letzten 5km. Und die nun spürbaren Blasen. Das zieht sich ungemein hin. 3 Kilometer vor Schluss gab es noch eine Stempelstelle. Was für das durchhalten nicht so optimal gelegen kommt. Aber was solls, die letzten 3km hab ich dann auch noch geschafft.
Am Ziel, dem Schloss Lausick, trifft der Wanderer erstmal auf die Stempelstelle. Ich war glücklich und stolz auf mich. Doch ich bekam nur einen weiteren Stempel auf meine Starterkarte plus einen Chip für ein Essen. Ich war enttäuscht. Kein Jubel. Nichts. Ich musste mich erst zum Häuschen für die Urkundenausgabe durchfragen. Als ich meine Urkunde erhielt, wurde die Starterkarte einbehalten. Weg waren die schönen Stempel, die mich doch sehr an meine Pilgerausweise von den Jakobswegen erinnerten. Die Ausgabedame meinte noch, ich hätte doch einen extra Zettel in meinen Startunterlagen gehabt, der für diese Stempel gewesen wäre. Ich hätte also an jeder Stempelstelle zweimal stempeln lassen müssen. Hab ich bei den anderen Wanderern auch nicht gesehen. Schade darum. Nächstes Jahr bin ich schlauer.
Die obligatorische und berühmte Kartoffelsuppe mit Bockwurst und Brot wurde schnell verdrückt. Ich wollte noch den Shuttlebus erreichen. Diesen hatte ich eigentlich für 14:30Uhr gebucht. Nun war es jedoch erst 12:30Uhr. Kein Problem, der Bus war bei weitem nicht voll und brachte mich und noch ein paar andere zurück nach Espenhain. Leider hielt der Bus nicht am Startpunkt am Morgen. Man musste noch ein Stück laufen. Glück ist der Ort nicht so groß. Da ging es noch mit der Orientierung. Aber im Endeffekt waren das die schlimmsten Meter der Strecke. Die Meter vom Bus zum Auto.
Schade fand ich nur die fehlende Kommunikation zwischen den Wanderern. Es gab viele Grüppchen. Das ist okay. Ich laufe halt lieber alleine. Aber auf ein kurzes Schwätzchen hätte ich auch nichts dagegen gehabt. Aber immer wieder sind die Wanderer schweigend (oder plappernd in der Gruppe) an mir vorbeigelaufen. Es war halt kein Gemeinschaftsgefühl da. Aber bei der Masse an Menschen auch kaum vermeidbar.
Letztendlich war bei wirklich tollen Wetter (Sonnenschein, aber nicht zu heiß) eine schöne Wanderveranstaltung geboten. Der Start und das Ziel waren im Endeffekt nicht vorhanden. Die dazwischenliegenden Stempelstellen waren alle top organisiert. Meine Wasserflasche durfte ich immer wieder auffüllen, es gab kostenlose Getränke, Obst, Kuchen oder Speckfettbemm. Auch die Wegmarkierung war recht eindeutig.
Ich würde mal sagen, dass man mich nächstes Jahr sicherlich auch wieder dort antreffen kann. Dann aber wohl mit einer größeren Strecke. Denn ich merkte auch hier wieder: vieles ist einfach Kopfsache. Habe ich mir die 32km vorgenommen, dann kann ich auch nur die 32km laufen – und keinen Meter weiter (wie vom Bus zum Auto).
See you next year!!!