Bret Anthony Johnston – Justins Heimkehr

Bret Anthony Johnston – Justins Heimkehr

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Familienstudie

Das Buch:  Vier Jahre sind vergangen, seit Justin einfach so verschwand. Seine Familie hörte nie auf zu kämpfen und zu suchen, doch sie wurde einfach zerstört. Sie leben nur noch im Trance. Doch dann wird zufällig Justin gefunden. Und das nicht allzu weit weg vom Heimatort. Der Entführer wird schnell gefasst und auch schnell wieder freigelassen. Damit wird ein zweites Mal das Leben der Familie zerstört. Können sie auch dieses Mal zusammenhalten? Wie gelingt die Rückkehr von Justin in die Familie?

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Das Fazit: Das Buch hat eine wirklich trostlose und traurige Stimmung. Die Familie ist nach Justins Verschwinden zwar noch existent. Doch kaum mehr am Leben. Der Vater geht fremd, die Mutter hütet kranke Delphine, der Bruder skatet in die erste Liebe und der Opa hat alle Hoffnung verloren. Das Leben verkommt.

Doch plötzlich wird Justin durch einen Zufall gefunden. Und die Familie erwacht aus dem Trance. Und fängt wieder an zu leben, als wäre Justin nie einen Tag weg gewesen. Das führt zu Missverständnissen, Ängsten und Wut. Der Leser merkt, wie die Stimmung kippt. Und der Autor schafft es, dass die Stimmung noch ein paar Mal kippt. Z.B. dann, wenn der Entführer auf Kaution aus dem Gefängnis kommt. Dann herrscht wieder dieser Trance, diese Ungemütlichkeit. Und der Leser spürt diese Verzweiflung. Verzweifelt, schon fast manisch verhält sich die Familie.

Und was ist mit Justin? Dieser bleibt durchweg undurchsichtig. Nie wird der Leser warm mit ihm. Und man wird das Gefühl nicht los, dass seine Familie auch nicht warm mit ihm wird. Es natürlich klar, dass er ein schweres Trauma erlitten hat. Aber man weiß zu keinem Zeitpunkt, wie er wirklich fühlt. Oft hat der Leser das Gefühl, dass Justin noch einige böse Sachen mit seiner Familie vorhat. Ob das passiert? Lest selbst. Schon diese immense Spannung auf jeder Seite; dieses Gefühl, es könnte gleich etwas passieren – das macht dieses Buch aus.

Den viel Story bekommt man hier nicht. Man begleitet die Familienmitglieder (außer Justin) abwechselnd durch den Alltag und den Geschehnissen. Unbewusst wird diese Familiensituation sehr genau studiert.  Es ist dieses Bittere, diese Hilflosigkeit und Machtlosigkeit der Familie.

Zusammenfassend geht es in diesem Buch weniger um die Geschichte. Es wird das Leben einer Familie erzählt, wo der verschollene Sohn plötzlich wieder vor der Tür steht. Und man sieht diesen innerlichen Zerfall aller. Es ist dieses unnahbare Gefühl. Diese Ungewissheit, obwohl der Sohn wieder da ist.

Lest es. Schon alleine wegen der Stimmung.


4 Sterne

C.H.Beck Verlag – 420 Seiten (Hardcover) – 21,95€

ISBN 978-3406697425

 

© Richard Schmidt

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