Ach, immer diese Angst vor dem Alter
Das Buch: S wird bald 30 Jahre alt. Doch er zweifelt mit sich und dem Alter. Ist das alles, was er hat? Wie soll seine Zukunft aussehen? Ist er wirklich schon erwachsen? Will er das überhaupt? Ein Freund macht ihm einen Vorschlag: sieben Nächte solle er jeweils eine Totsünde „durchleben“ und aufschreiben. Und dies tut er hier, auf dem Weg sich selbst zu finden….
„Vielleicht kann ich mir mein Inneres auf Dauer nur bewahren, wenn ich es preisgebe. Für eine Nacht, für sieben Seiten. Der Angriff wird mich angreifbar machen, aber auch schützen vor zu viel Schutz. Weil mir die Gefahr sonst nirgends begegnet, muss ich sie mir selber suchen.“ Seite 21
Fazit: Dies ist das typische Beispielbuch, wenn es darum geht, große Erwartungen durch Klappentext aufzubauen und beim Lesen absolut zu vernichten. Denn hier werden keine Abenteuer über die Nächte mit den Todsünden beschrieben. Der Erzähler S schreibt einfach seine Gefühle auf. Und das sehr verschnörkelt, bemitleidenswert und weinerlich. Die Angst vor dem Alter und dem Alltagstrott kann man durchaus anders lösen.
Dass die Todsünden nicht in einer Woche passieren, geschenkt. Aber es ist schon schlimm, wenn der Leser nicht die Sünden erkennt. Jedes Kapitel steht für eine Sünde. Doch durch die lateinischen Begriffe erkennt man diese nicht sofort. Erst das Glossar gibt Aufschluss. Aber es bleibt ein Rätsel: Die Sünden passen oft nicht zu dem Kapitelinhalt. Denn dort passiert wie bereits erwähnt einfach nichts.
Ich weiß nicht, was ich von diesem Buch halten soll. Es soll episch sein, kommt aber leider nur als Klagelied beim Leser an. Denn diese Mid-Life-Crisis kann man durchaus besser und interessanter lösen, als über die Todsünden zu schreiben. Zumal die Sünden kaum eine Rolle spielen. Es geht ja eher um diese Dramatik, das Gefühl des Elends. – Kam bei mir nicht an.
Es ist ein Buch, das viele falsche Erwartungen weckt. Das hat es eigentlich nicht verdient. Aber trotzdem bleibt die Frage, was der Autor mit diesem Buch bezwecken wollte?
„Ich bin einer, der selbst in der ätzendsten Selbstkritik selbstgefällig bleibt, selbstverliebt, selbstgenügsam. Ich gefalle mir sehr in der Rolle des Gegeißelten, der mit sich abrechnet, ohne sich je wirklich zu befragen, vorallem: wirklich etwas zu verändern. Viele große Worte führe ich im Mund, spreche von Revolution, Freiheit, Leidenschaft und Streit. Aber immer halte ich Distanz und fasse die Begriffe nur mit spitzen Fingern an, so dass ich sie fallen lassen kann, wenn sie zu heiß werden.“ Seite 49
2 Sterne
Blumenbar – 138 Seiten (Hardcover) – 16,00€
ISBN 978-3-351-05041-2
Danke… Ich hatte auch überlegt, ob ich es lesen soll, nachdem es ja so gehyped wurde, aber eine Kollegin war ähnlich „begeistert“ wie du. Und Bücher über die vermeintliche Midlifecrisis von Männern die nichts zu sagen haben gibt’s schon genug!
Vermutlich werden die nur von Kritikern in der Midlifecrisis gelobt, die sonst nichts zu sagen haben.
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Ja, der Gedanke kam mir auch schon^^ LG
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Huhu in die Runde. Meiner Buchhändlerkollegin und mir (27 und 21 Jahre alt) hat es ziemlich gut gefallen. Aber sehr interessant, wie polarisierend dieses Buch ist und dass sich da die Geister so scheiden. Liebe Grüße, Chiara! :-)
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