Kirsten Fuchs – Die Titanic und Herr Berg

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Sprachliches Meisterwerk, leider wenig Story

Das Buch: Tanja, Sozialhilfeempfängerin, muss zu einem Gespräch aufs Amt. Ihr Gegenüber, Herr Peter Berg, kann ihr zwar nicht in Sachen Geld weiterhelfen – aber dafür hat er ja andere Qualitäten. Tanja verliebt sich unsterblich in Herrn Berg. Doch er möchte sich nicht ganz so zu ihr bekennen. Und so nimmt die „Liebe“ und das Leben seinen Lauf und Tanja schippert als Titanic auf den unvermeidlichen Eisberg zu.

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Das Fazit: Es ist meiner zweiter Kirsten Fuchs Roman. Nach dem grandiosen „Mädchenmeute“ kommt hier die bittere Realität auf den Leser zu. Tanja, eine Träumerin ohne Job, versucht gar nicht ihr Leben zu verändern. Alles was sie braucht ist Liebe. Doch diese sucht sie verzweifelt. Alle ihre Männer können ihr nicht das geben, was sie möchte. Doch Herr Berg ist ihr Traummann. Leider nur bei ihr. Ihm ist diese Liaison mit Tanja recht egal und bald schon nervig. Und irgendwie kommt diese Geschichte aus diesem Trott einfach nicht heraus. Natürlich ist dies so gewollt, doch ist keine Nähe zwischen den Figuren zu spüren. Und auch der Leser kommt in der Story nicht voran. Er bleibt auf Distanz und kann den Figuren absolut nicht helfen, da diese sich ja selbst nicht helfen wollen. Denn Tanjas Ängste bleiben ihre Ängste. Und sie teilt diese noch nicht einmal mit dem Leser.

„Holger plappert immer viel, wenn wir etwas besichtigen. Holger weiß viel und will, dass ich auch viel weiß, darum weiß ich nur, was Holger weiß. Über Milan weiß ich jedenfalls, dass er alles, was kaputt ist, großartig findet. Er findet mich großartig.“ Tanja, Seite 224

Abgesehen von der eher klanglosen Story ist dieses Werk stilistisch absolut großartig. Locker findet man auf jeder Seite mindestens ein Zitat für sein eigenes Leben. Tanja und Peter erzählen meist abwechselnd aus der Ich-Perspektive über ihre Geschehnisse. Doch beide Charaktere wurden von der Autorin herrlich gut beschrieben. Und so ist dieses Buch doch ein Kleinod der deutschen Sprache.

Somit bekommt der Leser ein Buch mit zwei Seiten. Einerseits eine sehr bescheidene Geschichte die kaum im Kopf hängen bleibt. Andererseits ein kleines sprachliches Meisterwerk.

Zusammenfassend ist dieses Buch von der Geschichte her eher lau. Doch dies macht die schriftstellerische Leistung der Autorin wieder wett. Und somit kann ich es nur Lesern empfehlen, die ein wenig deutschen Sprachgenuss lesen möchten.

3 Sterne

Rowohlt Verlag – 9,99€ Taschenbuch – 286 Seiten

ISBN 978-3499240843

„Der Schluss jeden Traumes ist der Wecker, und Tschüs.“ Seite 205

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